Traditionen, Bräuche – neuer Aufbruch

Noch vor einigen Jahrzehnten starben viele Menschen zu Hause, waren bis zuletzt im Kreis ihrer Familie. Es war durchaus üblich, dass die nächsten Verwandten den Verstorbenen für eine Hausaufbahrung herrichteten und in das Totenhemd kleideten. Häufig informierte ein sogenannter Totenansager weitere Verwandte, Bekannte und Nachbarn und lud zur Trauerfeier ein. Verbreitet war auch die Totenwache, bei der nahestehende Angehörige und Freunde Nachtwachen im Aufbahrungszimmer abhielten, dabei Rosenkränze beteten, aus dem Leben des Verstorbenen erzählten, aßen und tranken. Häufig wurden auch persönliche Grabbeigaben mit in den Sarg gelegt. Bei der Bestattung geleitete ein Leichenzug den Verstorbenen in festlicher Prozession vom Trauerhaus zur Kirche und nach der Trauerfeier weiter zum Friedhof. Meist wurde der Sarg von männlichen Angehörigen getragen; der Pfarrer ging ihm voraus. Gerade in Großstädten sind viele dieser feierlichen Trauerrituale in Vergessenheit geraten. Nur wenige Bräuche, wie etwa Blumenbeigaben, die Angehörige ins offene Grab werfen, oder das gemeinsame Kaffeetrinken nach der Bestattung sind bis heute weit verbreitet. In katholischen Gegenden erhalten Sterbende oft noch die letzte Ölung durch den Pfarrer.